Zur Geschichte…

Vor 255 Jahren, im Juli 1757, fand an den Hängen vom Kaltenberg im Gebiet zwischen Böhmisch-Kamnitz und Kreibitz die blutigste Schlacht dieser Gegend statt. Es spielte sich während des Siebenjährigen Krieges ab in der Herrschaftszeit von Maria Theresia. Die benachbarten Länder und vor allem der kampflustige König Friedrich II. („Friedrich der Große“) waren die größte Gefahr. Im Dezember 1740 brach er, ohne den Krieg zu erklären, in Schlesien ein. Das Gebiet um Böhmisch-Kamnitz hatte gravierenden Schaden durch den Einmarsch des Preußischen Militärs erlitten, da bereits im Jahr 1756 Soldaten die Stadt besetzten, die Ernte vernichteten, Lebensmittel requirierten und etliche Häuser ausraubten.

Im April 1757 zog Friedrich II. mit einer 120.000 Mann starken Armee nach Böhmen. Nach der Niederlage bei Sterboholy am 6. Mai 1757 haben die Preußen Prag belagert. Der österreichische Feldmarschall Graf Leopold von Daun hatte am 18. Juni 1757 in der Schlacht von Kolin den Feind geschlagen und dieser begann aus Böhmen zu weichen.

Nach unentschiedenem Verlauf der Kriegshandlungen im Jahre 1756 zog Friedrich II. mit einer 120.000 Mann starken Armee im April 1757 nach Böhmen. Die preußischen Truppen fielen in drei Kolonnen im Lande ein. Nach der von den Österreichern verlorenen Schlacht bei Sterboholy (am 6. Mai 1757) wurde Prag sieben Wochen lang belagert. Der österreichische Feldmarschall Leopold von Daun hatte aber den Feind am 18. Juni 1757 in der denkwürdigen Schlacht von Kolin (beim Dorf Kretschhorsch) geschlagen. Der Preußische König Friedrich II. wurde erstmals in einer regulären Schlacht von der kaiserlich-königlichen Armee geschlagen. Die Preußen zogen sich zurück nach Nimburg, und dann führte der durch die Niederlage stark verstimmte preußische König seine Truppen anderntags bis nach Prag, um das Belagerungsheer nach Leitmeritz zu führen. Danach schickte der geschockte und erschöpfte Friedrich II. den größeren Teil seines Heeres ins Gefecht, unter Führung seines Bruders, des bayerischen Prinzen August Wilhelm, dem er das Kommando übergab. Ein Teil des Preußischen Heeres konzentrierte sich dann in Nordböhmen, aber zum Rückzug schickten sie sich nicht an. Erst nach der Eroberung von Jablonné durch die kaiserlichen Heere, als die Verbindung der Preußen nach Zittau unterbrochen wurde, begann das Preußische Heer einen eiligen Rückzug aus Böhmen. Die kaiserliche Infanterie – die Korps der Generäle Hadik und Kleefeld – war den Preußen bei Böhmisch-Kamnitz zuvorgekommen und hatte die Hänge des Kaltenbergs und der umliegenden Hügel besetzt. Vom 18. bis 20. Juli 1757 wurde hier unterhalb des Kaltenbergs drei Tage lang gekämpft. Die Preußische Armee versuchte in der Nacht vom 18. zum 19. Juli mit einer Menge Gepäck, Munition und Vorräten über Oberkamnitz und Hasel nach Kreibitz und weiter nach Norden durchzukommen. In Oberhasel kam es zu erbitterten Kämpfen um Munitions- und Vorratswagen, die unter dem Schutz von vier Infanterie-Einheiten und einem Reiterregiment transportiert wurden. Da es eine außergewöhnlich dunkle Nacht war, leuchteten die Soldaten mit Laternen und Fackeln auf den Weg. Die beleuchtete Nachtprozession wurde im Pass oberhalb von Hasel von drei Seiten von österreichischen Einheiten unter General Becks angegriffen. Der Feind bildete eine Wagenburg und rief Truppenteile aus Kreibitz zu Hilfe. Am 19. Juli wurde in der Flur zwischen Hasel und Kunnersdorf mit wechselndem Glück bis zum Abend gekämpft. Nachdem die Kaiserlichen die Preußen angegriffen und die Wache von den Wagen verjagt hatten, folgte der preußische Gegenangriff, der die österreichischen Reihen durcheinander brachte, sodass sich einige Abteilungen erst bei Hillemühl neu formierten. Dank des dortigen Dorfrichters, Müller Ferdinand Endler, vereinigten sich die versprengten Truppenteile wieder. Nach erbitterten Kämpfen, die sich bis zum nächsten Tag hinzogen, mussten sich die Preußen zurückziehen. Ein Großteil an Gepäck-, Munitions- und Proviantwagen wurde vernichtet, sodass die verwendbare Beute der österreichischen Streitkräfte nicht sehr groß war. Die Verluste in den Reihen des preußischen Militärs waren außerordentlich groß. Auch die Österreicher verzeichneten 72 Tote und 94 Verwundete. Die zurückweichenden Preußen mussten schließlich den Weg über Kaltenbach nehmen, wo sich nicht minder blutige Kämpfe abspielten. Am Abend des 19. Juli wurden sie von vier Korps des Generals Hadik überfallen. Nach kurzer Schlacht erbeuteten die Soldaten 46 volle Wagen und 186 Pferde. Nachdem die Preußen Verstärkung erhalten hatten, kam es zum Gegenangriff, den General Kleefeld abwehrte, der sich aber bis zur Morgendämmerung hinzog. Die letzte Phase dieses Zusammenstoßes spielte sich am 20. Juli vor Kaltenbach ab, wo erneut grimmige Kämpfe entbrannten. Die Kriegshandlungen am Kaltenberg endeten erst am Morgen des 21. Juli. Am schlimmsten wurden die Dörfer Hasel und Kunnersdorf beschädigt, die im Zentrum der Kämpfe lagen. Kriegsschäden erlitt aber auch die Umgebung, einschließlich Kreibitz und Schönlinde. In den Kämpfen wurden viel Munition und Bestände vernichtet, so dass die nutzbare Kriegsbeute der Kaiserlichen nicht allzu groß war. Die Preußen verloren zwar ihre Ausstattung und Bestände, aber schließlich gelang ihnen der Durchbruch. Die meisten Toten wurden auf der Waldlichtung begraben, wo später während des Ausbaues der Landstraße ein Hegerhaus gebaut wurde. Da über den Soldatengräbern an einer riesigen Buche ein Kreuz befestigt war, wurde diese Lichtung „An der Kreuzbuche“ genannt. Später, als die Buche gefällt werden musste, tauschte man auch das Kreuz aus. Die am Kreuz Vorübergehenden zogen ihre Hüte, obwohl die meisten von ihnen keine Ahnung davon hatten, warum das Kreuz hier hing. Die regelmäßige Kreuzerneuerung wurde zu einer Tradition. So besteht es bis heute.

Die Kampfhandlungen um das Dorf Kaltenbach endeten am 21. Juli 1757. Von Zeitzeugen wurde über Haufen von Leichen geschrieben, da es sehr schwierig war, genaue Zahlen anzugeben. Die Österreicher zählten insgesamt 164 Tote und 264 Verwundete. Die Preußen hatten 486 Gefallene, 135 Gefangene und 423 Deserteure. Am nächsten Tag, zu Maria Magdalena, am 22. Juli, wurden die etwa 700 Leichen der toten Soldaten in Massengräbern in einer Schlucht auf einem nahegelegenen Feld beerdigt. Diese Stelle an der Landstraße nach Kaltenbach, wo noch Anfang des 20. Jahrhunderts verwilderte Grabhügel zu sehen waren, wurde bis 1945 nach dem Besitzer des Grundstücks, Bauer Tschakert aus Nr. 47 in Kaltenbach, „Tschakerts Massengräber“ bzw. „Tschakertsche Gruber“ genannt.

Anfang des 20. Jahrhunderts, in den Jahren 1903 und 1906, ließ ein ausgedienter Offizier, Herr Eduard Lehmann aus Kreibitz, in Vorbereitung einer ehrenden Gedenkfeier für die gefallenen Kämpfer und aus Anlass des 150. Jahrestages, neben den Gräbern Denkmäler errichten. Zwei der Denkmäler von Eduard Lehmann, die früher bei den genannten Massengräbern zu sehen waren, wurden im Jahre 1912 an die Landstraße nach Kaltenbach versetzt, in der Nähe des Feldweges, der zum ehemaligen Friedhof führt. Sie sind aus Sandstein und stehen nebeneinander. Auf dem rechten verwitterten Denkmal sind gekreuzte Säbel dargestellt, umkränzt von Eichen- und Lorbeerlaub, und auf dem Sockel kann man noch eine schwer lesbare Inschrift entziffern: „Errichtet am 23. August 1903 von Eduard Lehmann“. Das linke Denkmal, das am 19. 7. 1906 aufgestellt worden war, hat die Form eines Obelisken. Beide Denkmäler wurden im letzten Krieg umgestürzt und sind in mehrere Stücke zerbrochen. Die zerstörten Denkmäler wurden von hiesigen Bürgern bewahrt und repariert. Auf der rechten Stirnseite befindet sich eine lesbare Inschrift: „Im Gedenken an die hier begrabenen Österreichischen und Preußischen Soldaten, die hier im Kampf am 19. und 20. Juli 1757 fielen. Gott gebe ihnen den ewigen Frieden“.

Ein weiteres Denkmal aus dem Jahre 1906 steht an einer Wegegablung im Sattel zwischen dem Ahorn- und dem Goldberg. Es ist vom Böhmisch-Kamnitzer Bildhauer Julius Hermann gefertigt worden. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde es mehrmals zerstört und zuletzt 1984 wieder aufgebaut. Die Inschrift darauf ist fast unlesbar. Eine grundsätzliche Rekonstruktion besorgte das staatliche Forstunternehmen „Lesy České republiky“.

Durch Lehmanns Verdienst entstanden auch die Kriegsdenkmäler in Kreibitz, Rybniste (Teichstatt) und im sächsischen Hochkirch (bei Bautzen). An einer Wand der Kirche in Prysk (Preschkau) hat er eine Gedenktafel installiert für Leutnant Blaschkowitz, der in einem Geplänkel mit Preußen fiel und hier am 20. 7. 1757 begraben wurde. Die Platte besteht bis heute. Eine ähnliche Platte widmete er dem kroatischen Soldaten Mitere und setzte sie in den Kreuzgang der Kirche von Kreibitz. Wir können hier lesen, dass Jakob Mitere im Jahr 1778 aus dem Wipfel eines breitkronigen Baumes sechs Preußen erschoss und durch die Verletzungen, die er in diesem Kampf erlitt, an demselben Tag im Kreibitzer Hospital verstarb. Lehmann erneuerte auch das Valmont-Grab (Korporal Jean Henri de Valmont, gef. am 20. 8. 1813) auf dem Kottowitzer Berg bei Novy Bor (Haida). An dieser Stelle stehen Lebensbäume (Thuja occidentalis). Außerdem verfasste er einige Schriften über vergessene Kriegsgräber. Gewinne aus diesen Publikationen widmete er hilfsbedürftigen Veteranen. Für seine uneigennützige Hilfe wurde er mehrmals ausgezeichnet. Während einer feierlichen Versammlung auf dem Kreibitzer Marktplatz bekam er am 28. April 1909 vom Kaiser „Das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone“.

Am 22. 7. 2012 – dem Namenstag der heiligen Maria Magdalena – werden es schon 255 Jahre seit dem Tag, an dem die Leichen der 700 toten Soldaten in der Nähe des Dorfes Kaltenbach begraben wurden. Die „Bürgervereinigung unter dem Kaltenberg“ bereitet zu diesem Jahrestag eine zweite pietätvolle Gedenkveranstaltung zur Ehrung der gefallenen Soldaten vor, die am 21. 7. 2012 im Raum der Dörfer Limpach und Kunnersdorf durchgeführt werden soll. Hier wird auch die Rekonstruktion der Schlacht stattfinden. Dabei können auch Blumen an den neu besorgten Lehmann-Denkmälern, die in der Nähe des Dorfes Kaltenbach stehen, niedergelegt werden.

Anfang Juni 2012 geben wir Ihnen nähere Auskünfte über dieses Errinerungsfest.